Am 6.Februar 1819 wurde Otto Ruppius als Sohn eines Beamten in Glauchau, Sachsen, geboren. Nach der Schulzeit in Langensalza machte er in Erfurt eine kaufmännische Lehre, nahm aber 1839, weil ihm das Kaufmannsleben nicht zusagte, Dienst beim Militär. Da es ihm bei den Soldaten auch nicht gefiel, wurde er Buchhändler und begann auch zu schreiben.
Im Jahr 1845 zog er nach Berlin und gründete, um den Lesestoff der einfachen Leute auf ein höheres Niveau zu bringen, den Norddeutschen Volksschriften-Verein, wo er auch selbst veröffentlichte. Es entstanden Dorfgeschichten und bald auch längere Erzählungen wie EINE WEBERFAMILIE (1846), PRIESTER UND BAUER (1846), SCHLAMM UND FESTER BODEN (1847).
"... Die Handlung ist stets durchsichtig und leicht faßlich. Die Sprache im breiten und leichten, etwas „gekünstelten Volkston“ gehalten. Gelegentlich wird der Gang des Geschehens durch eine passende Belehrung unterbrochen ..."
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Ein Artikel über die Auflösung der preußischen Nationalversammlung, den er in der Bürger- und Bauernzeitung, die er seit 1848 herausgab, veröffentlichte, führte zu seiner Verurteilung. Er erhielt eine Haftstrafe von neun Monaten. Um dem Gefängnis zu entgehen, floh er nach Amerika.
Da er einige Musikkenntnisse besaß, betätigte er sich als Komponist und als Musiklehrer und wurde schließlich Dirigent eines durch die Staaten der USA ziehenden Orchesters. Dies war wirtschaftlich so einträglich, daß er es zu einem gewissen Vermögen brachte, welches er allerdings 1853 durch den Brand seines Hauses in Milwaukee (nach Otto Girndt verursacht durch Brandstiftung) teilweise wieder verlor.
Nun faßte er den Entschluß, sich ganz der Schrifstellerei zu widmen. Nach einem kurzen Gastspiel in New York in der Redaktion der New Yorker Staatszeitung kehrte er 1855 nach Milwaukee zurück und versuchte durch die Gründung des Unterhaltungsblatts Westliche Blätter (im Gegensatz zu allen anderen Quellen spricht die Gartenlaube von 1860 auf S. 625 von einem Anzeiger des Westens) seinem Ziel, in Amerika eine eigenständige deutschsprachige Literatur zu etablieren, näher zu kommen.
In diese Zeit fallen Veröffentlichungen wie DIE WALDSPINNE (1856), DER PEDLAR (1857), DAS VERMÄCHTNISS DES PEDLARS (1858) und DER PRAIRIE-TEUFEL (1859). Nach den von Ruppius in deutschsprachigen amerikanischen Periodika veröffentlichten kleineren Texten wurde bisher nicht gesucht.
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Ab 1859 begannen seine Arbeiten auch in Deutschland zu erscheinen: DER PEDLAR, Berlin 1859 und DAS VERMÄCHTNIS DES PEDLAR, gleichzeitig in St.Louis und Berlin 1859. Die Gartenlaube übernahm 1860 als Vorabdruck seine Erzählung MARY KREUZER - Ruppius hatte sich als erfolgreicher Autor in Amerika durchgesetzt und jetzt in seiner Heimat Deutschland ein zweites Leserpublikum gewonnen.
1859 verlegte er den Redaktionssitz seiner Zeitschrift Westliche Blätter nach Saint Louis im Staate Missouri. Dies war keine gute Wahl, denn Missouri war Grenzstaat zwischen den Bürgerkriegsparteien und die politischen Wirren ließen einen friedliches Leben nicht zu.
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Im August 1861 kehrte er in die Heimat zurück, die Erstveröffentlichungen erschienen nun in Deutschland.
Mehrere Gründe scheinen ihn zu diesem Schritt bewogen zu haben, nicht nur der Umstand, daß mit dem Amnestieerlaß (im Preußen des Jahres 1861) für politisch Verurteilte das Haupthinderniß für seine Rückkehr beseitigt war. Denn trotz seiner schriftstellerischen Erfolge in Amerika schien er sich jetzt stärker auf Deutschland zu konzentrieren, seinen neuesten Roman „Ein Deutscher“ (1862) und weitere Erzählungen hatte er der“Gartenlaube“ zum Vorabdruck überlassen. Schwerer schienen politische Vorgänge ins Gewicht zu fallen, die Ruppius beängstigten und ihm den Entschluß zur Heimreise nahelegen mußten. In einem Brief an die „Gartenlaube“ von Mitte Mai 1861 mit dem Titel „Ein Bild aus den jetzigen amerikanischen Zuständen“ hat er die bedrückenden Tage vom 9. bis 12. Mai in St. Louis anschaulich beschrieben, als die Pöbelbanden der Sezessionisten , die den Staat Missouri ins Lager der Südstaaten drängen wollten, sich mit einer deutschen Heimwehr Gefechte lieferten. Da die Deutschen mit ihren Sympathien auf der Seite des Nordens standen, hatten sie allen Grund Übergriffe zu fürchten ...
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Seinen Aufenthalt in Amerika hatte Ruppius stets nur als Exil betrachtet. Die Emigranten des Vormärz und der Revolution blieben gegenüber den einfachen Bevölkerungsschichten, die aus wirtschaftlicher Not zur Auswanderung gedrängt wurden, auch in der Neuen Welt deutsche Bildungsbürger und ließen die Verbindung mit der alten Heimat und ihrer Kulturtradition nie abreißen.
1862 ließ sich Ruppius in Leipzig nieder. um zum dritten Mal eine neue Existenz aufzubauen, was ihm auch gelang, da er eine fruchtbare Wirksamkeit entfaltete. Er setzte sein deutsch-amerikanisches Programm unbeirrt fort und wurde fester Mitarbeiter von Ernst Keil, dem er schon in in den vierziger Jahren für dessen damalige Zeitschrift Der Leuchtturm Beiträge geliefert hatte. In der Gartenlaube erschienen 1861 der Roman EIN DEUTSCHER und 1862 der Roman ZWEI WELTEN.
1863 siedelte Ruppius nach Berlin über, wo er die Zeitschrift Sonntags-Blatt für Jedermann aus dem Volk gründete. Er redigierte es ganz im Stil der Gartenlaube als literarisches Unterhaltungsblatt. Hier erschienen seine letzten Erzählungen aus dem deutsch-amerikanischen Leben HEIMCHEN (1863) und DIE DREI VAGABONDEN (1864).
"... Wie auch in allen anderen Amerikaromanen aus der Feder von Otto Ruppius sieht sich der Leser mit schärfsten antiamerikanischen Ausfällen konfrontiert, die jede Möglichkeit zur Annäherung ausschließen. Unweigerlich steht »deutsch« für »gut« und »amerikanisch« mit der gleichen Konsequenz für »schlecht«. Wieder einmal befremdet, zumindest den Leser von heute, die unverhüllt polemische, manchmal sogar bösartige Wortwahl, wenn beispielsweise von den von Kindesbeinen an verdorbenen jungen und alten Amerikanern die Rede ist, denen eine alleinstehende und mittellose Deutsche ein willkommenes Opfer ihrer Bestialität ist ..."
"... Vor diesem Hintergrund sind Zweifel an der Objektivität und Richtigkeit seiner Amerikaanschauung sicherlich angebracht. ..."
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"... (Er) stellte in seinen Romanen deutsche Ehrlichkeit gegen Egoismus, Gemüt gegen Kälte, Bildung gegen Kulturlosigkeit und sah in der »Verlassenheit der deutschen Seele« das eigentliche Auswandererproblem. ..."
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Ruppius, der - anders als z.B. Möllhausen - nie in den „Wilden Westen“ gekommen war, fand seine Themen in den Schicksalen der deutschen Auswanderer, wobei er immer edle Deutsche den bösen Amerikanern gegenüberstellte.
Die Auswandererthematik hat sicher in der Mitte des 19.Jahrhunderts nicht unwesentlich zu seinem Erfolg beigetragen, hat aber auch wegen nachlassender Aktualität dazu geführt, daß die meisten seiner Romane zur Jahrhundertwende schon vollständig vergessen waren.
Am 25. Juli 1864 starb der Unermüdliche an des Folgen eines Gehirntumors.
... Zwar rief die Nachricht seines Todes noch manch ehrenvolle öffentliche Würdigung des Schriftstellers hervor ... doch seit der Jahrhundertwende wurde es still um Ruppius. Das lag wohl daran, daß die einer vergangenen Entwicklungsperiode der Vereinigen Staaten angehörenden Verhältnisse, die sich in seinen Wirken spiegelt, von der stürmisch fortschreitenden Modernisierung in unserem Jahrhundert ganz und gar überholt waren ...
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Zur Zeit ist Otto Ruppius auf dem deutschen Buchmarkt nicht vertreten.
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